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PBF – Berufsorientierung für Flüchtlingsfrauen

 Neue Adresse ab 01.01.2010 : Schönstedstr. 7 12043 Berlin

U-Bahn Rathaus Neukölln

Das Projekt besteht seit 1990 und richtet sich speziell an Flüchtlingsfrauen und Asylbewerberinnen aus aller Welt. Das PBF bietet jedes Jahr (jeweils ab der ersten Septemberwoche) ein zehnmonatiges Vollzeitprogramm an, innerhalb dessen eine Vorbereitung auf Berufe im medizinischen, pflegerischen und sozialen Bereich erfolgt. Der Schwerpunkt des Berufsorientierungsunterrichtes liegt im medizinischen Bereich. Einen wichtigen Stellenwert hat dabei der Erwerb bzw. die Erweiterung der deutschen Sprachkenntnisse, da Deutsch  sowohl Unterrichtssprache als auch Unterrichtsfach ist. Den Abschluss der Maßnahme bildet ein dreiwöchiges Praktikum in einem von den Teilnehmerinnen frei gewählten Berufsfeld. Unterrichtsbegleitend bietet das Projekt sozialpädagogische Gruppen- und Einzelberatung/-betreuung, Rechtsberatung sowie Kinderbetreuung an.

Voraussetzung für eine Teilnahme sind Grundkenntnisse der deutschen Sprache, d.h. Stufe A2.

Die ca. 30 wöchentlichen Unterrichtsstunden gliedern sich wie folgt auf:

Deutschunterricht: Grammatik, Rechtschreibung/Diktate, Bildbeschreibungen/Aufsätze, freies Anwenden der für den Alltagsgebrauch relevanten sprachlichen Strukturen (z.B. Tätigkeiten im Haushalt, Bedienungsanleitungen, Einkäufe), Übungen zum Text- und Hörverständnis, Dialoge und Rollenspiele

Berufsorientierung: Darstellung des dualen Ausbildungssystems, von Berufsabschlüssen und Ausbildungsberufen, Arbeitsplatzbeschreibungen und Arbeitsgerätebedienungen, Ausbildungsverträge und -bedingungen, Anfertigung von Lebensläufen und Bewerbungsschreiben,  intensives Bewerbungs- und Vorstellungsgesprächstraining

Medizinischer Bereich (theoretischer und fachpraktischer Unterricht): Anatomie, Physiologie, Pathologie, Ernährung, Erste Hilfe, Blut- und Urinuntersuchungen, Verbands- und Lagerungstechniken, Hygiene, Krebsvorsorge, etc.

Weitere Unterrichtsbereiche: Vermittlung von Schreibmaschinen- und Computerkenntnissen, allgemeinbildende Fächer (Mathematik, Geschichte, Sozialkunde, sozialpädagogischer Gruppenunterricht zur Orientierung im dt. Sozial- und Rechtssystem )

Das Programm wird von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen sowie dem ESF gefördert; die Teilnahme ist kostenlos.

Aufgrund der unterschiedlichen Herkunftsländer; sozialen, kulturellen und religiösen Zusammensetzung, der verschiedenen Altersstufen, persönlichen Biografien und Vorbildungen bilden die Teilnehmerinnen eine sehr heterogene Lerngemeinschaft. Die sich daraus entwickelnden Diskussionen  vermitteln den Frauen einen direkten Einblick in die jeweils anderen Lebenswelten und fördern dadurch in erheblichem Maße soziale Kompetenzen wie Toleranz und Solidarität.

Hinter dem Wunsch unserer Zielgruppe, Flüchtlingsfrauen mit Gestattung, Duldung oder Aufenthaltserlaubnis  nach Ausbildung und Arbeit stehen sehr unterschiedliche Motivationen:  an erster Stelle steht für viele,  besonders für Flüchtlingsfrauen, die unter die Bleiberechtsregelung fallen, sich durch die Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse und  berufsbezogenen Kenntnisse die Chancen zu erhöhen  eine Arbeit zu finden,  für die eigenständige Sicherung des Lebensunterhalts und die damit verbundene Aufenthaltssicherung. Darüber hinaus kommen als Motivation eine bessere Orientierung in der deutschen Gesellschaft und besserer Kontakt mit ihrer deutschen Umgebung/den Deutschen,  eigene Emanzipationsbestrebungen und die Strukturierung des Alltags durch das Eingebundensein in einen sozialen Rahmen nach Entwurzelungs- und Isolationserfahrung,  in Betracht.  Der soziale Abstieg, unter dem viele Flüchtlinge leiden, ist nicht nur ein Verlust von Besitz, Einkommen und beruflicher Anerkennung, sondern besteht auch im Verlust der sozialen Bezugsgruppe und Beziehungsnetze. Frauen, die in den meisten Gesellschaften stärker auf den nicht-öffentlichen Bereich verwiesen sind, erleiden diesen Verlust noch stärker als Männer, die auch im Aufnahmeland eher Zugang zu öffentlichen Bereichen (Arbeit, Partei, Verein, Teehaus etc.) haben.

Durch die Orientierung auf eine Ausbildung und Arbeit eröffnet sich unseren Teilnehmerinnen ein größeres Rollenspektrum zusätzlich zu ihrer Rolle  im familiären Bereich, viele Frauen haben Kinder, es schafft  aber auch zusätzliche Belastungen für sie während des 10-monatigen Kurses. Trotz ihrer zentralen Rolle in der Familie, ihrer Stärke unter schwierigsten Bedingungen eine Perspektive zu finden, geben  sich die Frauen oft schwächer als sie sind.

Berufliche Orientierung mit intensiven Sprachunterricht, Qualifizierung und Orientierung in das deutsche Sozial- und Gesellschaftssystem gehören zum Aufgabenschwerpunkt des PBF, auch wenn die Möglichkeiten zur Realisierung eines Berufswunsches und der Arbeitsaufnahme, aufgrund der gesetzlichen Regelungen des Aufenthaltsrechts (  jahrelanges Verbot der Ausbildungs- und Arbeitsaufnahme für Flüchtlinge) und der aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland, sehr eingeschränkt sind. Die Teilnehmerinnen werden aber in jedem Fall durch den Besuch des PBF selbstbewusster, weil sie gelernt haben, ihre beruflichen sowie persönlichen Belange (Jobsuche, Bewerbungen, Vorstellungsgespräche, Telefonate, Schriftverkehr etc.) selbstständig zu regeln. 60 % der Teilnehmerinnen können in der Regel nach dem Kurs weitervermittelt werden (z.B. Nachholen von Schulabschlüssen, Ausbildungen zu Altenpflegerinnen/Pflegehelferinnen).

Da die meisten unserer Teilnehmerinnen Flüchtlingsfrauen sind, sind ihre Biografien durch Verfolgungs- und Fluchterfahrungen (Gefangenschaft, Folter, Misshandlungen, Leben in Verstecken) oder durch Kriegsereignisse und die daraus resultierenden Traumatisierungen geprägt. Neben den gesundheitlichen Auswirkungen dieser Erfahrungen stellen bei den meisten unserer Teilnehmerinnen die unsichere Aufenthaltssituation, mit Duldung und Aufenthaltsgestattung, eine zusätzliche psychische Belastung dar. Dieser Hintergrund und zusätzliche frauenspezifische Probleme, wie alleinerziehende Mütter mit Babys oder Kleinkindern, Gewalt in der Familie und mangelnde Unterstützung der Ehepartner, erschweren es unseren Teilnehmerinnen, sich eine Lebens-perspektive durch Qualifizierung und Arbeit aufzubauen. In dieser Verkettung von sozialen Problemlagen ist die sozialpädagogische Begleitung, mit zum Teil intensiver Einzelfallbetreuung, ein wichtiger Bestandteil des Be-rufsorientierungsprogramms.  Behördenbegleitungen, psychosoziale Unterstützungsgespräche und Zusammen-arbeit mit Einrichtungen, der die Teilnehmerinnen betreffenden Hilfesysteme, ermöglichen es manchmal erst, dass die Teilnehmerinnen trotz aller Schwierigkeiten bis zum Ende des Orientierungsprogramms teilnehmen. Unter schwierigsten Voraussetzungen Motivation zum Lernen aufzubringen, zeigt aber auch  ihren Willen sich eine Perspektive in Richtung Arbeit zu erkämpfen, der hoffentlich durch die Humanisierung des Aufenthalts-rechts in Zukunft unterstützt wird.        

Für eine über das Projekt hinausführende politische Arbeit ist das Projekt PBF Mitglied in verschiedenen Netzwerken, wie das Forum der Migrantinnenprojekte und dem Arbeitskreis „Frauen in Neukölln“. Darüberhinaus beteiligte sich das Projekt PBF im Rahmen der Tage des Interkulturellen Dialogs 2009 mit einem Frauendialogtisch zum Thema Respekt und Anerkennung von Frauen in verschiedenen ethnischen Communities

 


Das Programm wird vom ESF und von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen gefördert; die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldetermine , die mit einem kurzen Test verbunden sind, können nach telefonischer Absprache (030 / 56821877) vereinbart werden. Wir sind montags bis freitags von 9.00 bis 16.00 Uhr erreichbar. Kursbeginn ist jeweils in der ersten Septemberwoche.
Voraussetzung für die Teilnahme sind Grundkenntnisse der deutschen Sprache (A2)

Kurdistan Kultur- und Hilfsverein e.V. Paul-Lincke-Ufer 44a, D-10999 Berlin - Kreuzberg